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Migräne mit Hirnstammaura (Basilarismigräne): Sonderform mit vielfältigen Aura-Symptomen

Vor 40 Jahren wurde die Migräne mit Hirnstammaura das erste Mal beschrieben. Damals war noch von Basilarismigräne die Rede.1 Bis zu diesem Zeitpunkt standen Mediziner vor einer großen diagnostischen Herausforderung. Auch heute werden die Symptome oft nicht sofort einer
Migräne mit Hirnstammaura zugeschrieben. Hörminderung, Doppeltsehen oder Taubheitsgefühle sind nur Beispiele für typische Anzeichen der besonderen Migräne-Form. Lies hier, welche Beschwerden bei der Migräne mit Hirnstammaura noch auftreten können, was im Körper während einer Attacke passiert und wie die Therapie aussieht.

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Mann hält sich das schmerzende Ohr. Tinnitus kann durch eine Basilarismigräne ausgelöst werden.
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Typische Symptome der Migräne mit Hirnstammaura: Doppeltsehen, Sprachstörungen & Co.

Die Migräne mit Hirnstammaura ist eine sehr seltene Form der Migräne mit Aura. Sobald Patienten an einer Aura leiden, kommt es generell zu neurologischen Ausfällen oder Reizungen, die von den kortikalen (die Großhirnrinde betreffenden) Arealen im Gehirn ausgehen. Im Gegensatz dazu treten die Durchblutungsstörungen bei dieser Unterform im Hirnstamm auf.2 Daher betreffen die Beschwerden auch die Bereiche, die im Hirnstamm gesteuert werden, zum Beispiel die Motorik.

Folgende, beidseitig auftretende Symptome sind bei der Migräne mit Hirnstammaura möglich:

  • Sprachstörung
  • Schwindel (vestibuläre Migräne)
  • Tinnitus (Ohrgeräusche)
  • Hörminderung
  • Doppeltsehen
  • beidseitige Sehstörung
  • Ataxie (Koordinationsstörung)
  • Störung des Bewusstseins
  • auf beiden Seiten gleichzeitig auftretendes Taubheitsgefühl (simultane bilaterale Parästhesie) zum Beispiel der Arme

Die Taubheitsgefühle breiten sich häufig allmählich in die Arme oder Beine aus, sodass Patienten beispielsweise nicht mehr in der Lage sind, zu laufen oder zu stehen. Meist klingt diese Schwäche nach 15 bis 30 Minuten wieder ab.3

Kopfschmerzen stehen bei einer Migräne mit Hirnstammaura nicht im Mittelpunkt – viele Betroffene entwickeln auch gar keine. Dennoch können nach den Aurasymptomen heftige Schmerzen einsetzen, die beidseitig im Hinterkopf lokalisiert sind und das Ende der Attacke darstellen.

Für die Patienten ist eine Migräne mit Hirnstammaura belastend: Viele berichten, dass sie nach einer Attacke müde und erschöpft sind und manchmal noch tagelang wackelige Beine haben. Noch dazu sind die Symptome beängstigend, da sie Parallelen zu einem Schlaganfall aufweisen. Von daher sind Panikattacken während eines Anfalls und generell Depressionen keine Seltenheit.

Ursachen: Das passiert bei einer Migräne mit Hirnstammaura im Körper

Die ursrpünglich für Migräne mit Hirnstammaura verwendeten Begriffe Basilarismigräne oder basiläre Migräne sind auf eine anatomische Struktur zurückzuführen: Die sogenannte Arteria basilaris ist eine Schlagader, die den Hirnstamm mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Bei einer Migräne mit Hirnstammaura liegen funktionelle Störungen im Bereich dieser Arterie vor beziehungsweise kommt es zu Durchblutungsstörungen im Hirnstamm.3 Daher wurde der Begriff Basilarismigräne mittlerweile durch die medizinisch korrekte Bezeichnung ersetzt.2

Neben dem Hirnstamm, der unter anderem

  • Atmung,
  • Herzschlag,
  • Sehen,
  • Hören und
  • Tasten reguliert,

versorgt die Arteria basilaris auch das Hinterhirn. Das ist wichtig für die Regulation des Gleichgewichts, der Koordination und der Muskeln. Diese Vorgänge können beeinträchtigt sein, wenn es aufgrund der Migräne mit Hirnstammaura zu funktionellen Störungen des Hinterhirns kommt.

Besonderheit der Migräne mit Hirnstammaura: Das Bickerstaff-Syndrom

Das Bickerstaff-Syndrom ist auch bekannt unter dem Locked-In-Syndrom, welches den Zustand der Betroffenen schon ziemlich gut beschreibt: Sie fühlen sich im eigenen Körper gefangen, können sich nicht bewegen oder sprechen, sind aber bei vollem Bewusstsein. In sehr seltenen Fällen ist es möglich, dass Patienten mit einer Migräne mit Hirnstammaura dieses Syndrom entwickeln.

Menschen, die bereits ein Bickerstaff-Syndrom erlebt haben, beschreiben den Beginn als normale Migräne-Attacke. Kopfschmerzen, Übelkeit oder Lichtempfindlichkeit gehen der Gefangenschaft im eigenen Körper voraus. Nach circa 30 Minuten ist das Locked-In-Syndrom in der Regel überstanden und alle Fähigkeiten wie Bewegen oder Sprechen werden wiedererlangt.4

Das macht der Arzt: Diagnose der Migräne mit Hirnstammaura

Für die Diagnosestellung wird von der International Headache Society (IHS) als Kriterium angegeben, dass mindestens zwei der oben genannten Symptome auftreten, sie wieder vollständig verschwinden und keine motorische Schwäche (zum Beispiel Lähmung der Arme oder Beine) vorkommt – erst dann kann von einer Migräne mit Hirnstammaura ausgegangen werden.2 Taubheitsgefühle zählen zu den sensiblen Störungen und fallen somit nicht unter motorische Symptome.

Ein intensives Arztgespräch, bei dem die Patienten ihre Symptome genau schildern, steht am Anfang der Diagnosestellung. Hilfreich ist es, sich schon vorher Gedanken zu machen und diese am besten schriftlich festzuhalten. Dazu empfiehlt sich das Ausfüllen eines Migränetagebuchs über einige Zeit. Zusätzlich müssen bei jedem Patienten, der Anzeichen einer Migräne mit Hirnstammaura zeigt, körperliche und neurologische Untersuchungen (zum Beispiel eine Hirnstrommessung) durchgeführt werden.

Gut zu wissen: Trotz der Vorgaben ist die Diagnose einer Migräne mit Hirnstammaura eine Herausforderung. Die Erkrankung kommt nur selten vor und lässt sich von anderen Migräneformen, wie zum Beispiel der hemiplegischen Migräne, manchmal nur schwer abgrenzen.

Therapie der Migräne mit Hirnstammaura unterscheidet sich von anderen Migräneformen

Migräne ist eine vielschichte Erkrankung, die noch nicht vollständig verstanden ist. Deswegen ist eine Behandlung, die sich aus mehreren Faktoren zusammensetzt, die beste Option. Dazu gehört zunächst, persönliche Auslöser zu erkennen und, wenn möglich, zu vermeiden. Weiterhin können Schmerzmittel (Analgetika) die Kopfschmerzen lindern.

Triptane, Schmerzmittel, die speziell zur Behandlung von Migräne entwickelt wurden, sind bei der Migräne mit Hirnstammaura allerdings nicht empfohlen. Der Grund: Die Medikamente bewirken eine Verengung der Arterien im Gehirn. Da nach derzeitigem Wissensstand eine eingeschränkte Blutzufuhr die Ursache für eine Migräne mit Hirnstammaura ist, wird befürchtet, dass eine zusätzliche Verengung durch Arzneimittel die Beschwerden noch mehr verstärkt.

Ein weiterer wichtiger Baustein der Therapie einer Migräne mit Hirnstammaura sind prophylaktische Maßnahmen. Diese haben sich besonders bewährt:

In einer Ergotherapie kannst du zudem lernen, wie du mit den Beschwerden am besten umgehst. Dazu gehören beispielsweise Schmerzmanagement und Wahrnehmungsschulungen.

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Lähmungen der Extremitäten weisen zusammen mit Sehstörungen auf eine hemiplegische Migräne hin.

Quellen

1Kaniecki, R. G. (2009). Basilar-type migraine. Current pain and headache reports, 13(3), S.217-220.
2International Headache Society (IHS): Migräne mit Hirnstammaura. Abgerufen unter: https://ichd-3.org/de/1-migrane/1-2-migraene-mit-aura/1-2-2-migraene-mit-hirnstammaura/ (Stand: 01.07.2024)
3Göbel, H. Migräne: aktuell – kompakt – praxisnah. Springer-Verlag Berlin Heidelberg (2012). S.49.
4Reichelt, A.: Komplementärmedizin – Kompendium. Berlin 2012, S.385