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Medizinisches Cannabis gegen Migräne: Wirksamkeit und rechtliche Situation

Medizinisches Marihuana oder Cannabis gegen Migräne – ist das eine wirksame Therapieform und in Deutschland erlaubt? Mehr über den Stand der Forschung und die rechtliche Situation.  

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Ein Mann hält ein braunes Fläschchen mit einer Pipette in den Händen
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Cannabis wurde über Jahrtausende in verschiedenen Kulturkreisen als Medizin eingesetzt – für die Behandlung einer Vielzahl von Indikationen, darunter die Schmerztherapie.1,2 Im Laufe des 20. Jahrhunderts nahm die Bedeutung aber ab, da die Nutzung von Cannabis als Rauschmittel zunehmend kriminalisiert wurde. Durch Erkenntnisse der Forschung in den vergangenen Jahrzehnten rückte die Verwendung von Cannabis als Heilmittel wieder vermehrt in den Fokus der Medizin.3 Doch hilft Cannabis gegen Migräne? 

Cannabis gegen Migräne: Der Stand der Forschung 

Die medizinische Wirkung von Cannabis ist noch nicht endgültig erforscht. Eine zentrale Rolle spielt das Endocannabinoid-System als Teil des Nervensystems. Es reagiert auf die Wirkstoffe von Cannabis, die Cannabinoide, zu denen insbesondere THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) zählen.4 Das Endocannabinoid-System scheint mit der Schmerzwahrnehmung im Gehirn zusammenzuhängen, auch bei Migräne-Attacken. Studien haben gezeigt, dass Migräne-Patienten durch die Einnahme von Präparaten mit THC und CBD an weniger Tagen pro Monat Migräne-Attacken hatten. Außerdem ließen sich dadurch Symptome wie Kopfschmerzen und Übelkeit verringern beziehungsweise lindern. Insgesamt ist die Datenlage aber bislang nicht ausreichend, um endgültige Empfehlungen zu Therapieoptionen und Dosierungen für die Behandlung mit Cannabis gegen Migräne zu machen.1,2 Es gibt einzelne Hinweise auf mögliche Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis, nach denen sich die Symptome verschlimmern. Als Ursache gilt in erster Linie eine zu hohe Dosierung über einen zu langen Zeitraum.1 

Wie ist Cannabis gegen Migräne in Deutschland verfügbar? 

Seit 2017 ist es Ärzten in Deutschland erlaubt, medizinisches Marihuana oder Cannabis zu verschreiben. Die Indikationen für die Anwendung sind nicht explizit formuliert, allerdings geht die Fachliteratur von einem sehr breiten therapeutischen Spektrum aus. Da zu den etablierten Indikationen chronische Schmerzen zählen, ist das Interesse von Migräne-Patienten naheliegend. Medizinisches Cannabis lässt sich inhalieren (rauchen, verdampfen) oder oral einnehmen (Tropfen, Kapseln, Öl, Spray).5 

Wenn die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung mit medizinischem Cannabis, etwa gegen Migräne, übernehmen soll, ist eine Genehmigung erforderlich. Die Ablehnung ist nur in begründeten Ausnahmefällen möglich. Eine Verordnung auf Kosten des Patienten kann nach ärztlicher Befürwortung ohne Genehmigung der Krankenkasse jederzeit und für jede Indikation erfolgen.5 

Gut zu wissen 

Den Anbau von medizinischem Cannabis überwacht in Deutschland die Cannabisagentur des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Das BfArM erteilt auch Genehmigungen für den Import von medizinischem Cannabis und daraus gefertigten Produkten (zum Beispiel Extrakte). Die über Apotheken vertriebene Menge Cannabis stieg seit 2017 kontinuierlich an. Im dritten Quartal 2023 betrug sie rund 4.896 Kilogramm.6 

Besprich mit deinem Arzt, ob medizinisches Cannabis für deine Migräne eine Behandlungsoption ist. Auch wenn du meinst, ausreichend Erfahrung mit Marihuana oder Cannabis zu haben, vermeide unbedingt Versuche der Selbstmedikation durch Käufe auf dem Schwarzmarkt. 

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Quellen

1 Okusanya BO, Lott BE, Ehiri J, McClelland J, Rosales C. Medical Cannabis for the Treatment of Migraine in Adults: A Review of the Evidence. Front Neurol. 2022 May 30;13:871187. Abgerufen unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9197380/ (Stand: 13.11.2023) 

2 Sherpa ML, Shrestha N, Ojinna BT, Ravi N, Shantha Kumar V, Choday S, Parisapogu A, Tran HH, Kc A, Elshaikh AO. Efficacy and Safety of Medical Marijuana in Migraine Headache: A Systematic Review. Cureus. 2022 Dec 17;14(12):e32622. Abgerufen unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9845509/ (Stand: 13.11.2023) 

3 Fankhauser M: Kulturgeschichte - Hanf als Medikament. Internetseite der MWV Medizinisch Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. Abgerufen unter: https://www.mwv-berlin.de/meldung/!/id/159 (Stand: 13.11.2023) 

4 Dingermann T. Grundlagen der Pharmakologie von Cannabinoiden. Schmerzmed. 2021;37(Suppl 1):8–13. German.  Abgerufen unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8286859/ (Stand: 13.11.2023) 

5 Müller-Vahl k, Grotenhermen F: Medizinisches Cannabis: Die wichtigsten Änderungen. Dtsch Arztebl 2017; 114(8): A 352–6. Abgerufen unter: https://www.aerzteblatt.de/archiv/186476/Medizinisches-Cannabis-Die-wichtigsten-Aenderungen (Stand: 13.11.2023) 

6 Cannabis als Medizin. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Abgerufen unter: https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/Cannabis-als-Medizin/_node.html (Stand: 13.11.2023)