Migräne-Symptome: So erkennst du eine Migräne
Migräne – das sind doch nur Kopfschmerzen, oder? Noch immer tun viele Menschen Migräne als eine Lappalie ab. Die Kopfschmerzen sind zwar das Leitsymptom bei einer Migräne, jedoch unterscheiden sie sich in ihrem Charakter und ihrer Ausprägung stark von normalen Spannungskopfschmerzen. Zusätzlich kommen bei einer Migräne meist noch weitere, belastende Symptome hinzu. Informier dich zu Dauer, Verlauf und Anzeichen einer Migräne!
Die wichtigsten Migräne-Symptome auf einen Blick:
- pulsierende oder pochende, meist einseitige Kopfschmerzen
- Beschwerden verschlimmern sich bei Bewegung
- Übelkeit oder Erbrechen
- Licht- sowie Lärm- und Geruchsempfindlichkeit
- möglicherweise visuelle Erscheinungen, (Aura), sensomotorische oder Sprachstörungen
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Kopfschmerzen: Einseitiges Hämmern im Kopf als Migräne-Hauptsymptom
Wie ein „Gewitter im Kopf“ beschreiben viele Betroffene die Qualen während einer Migräne-Attacke. Bei den meisten Patienten stehen lähmende Kopfschmerzen als präsentestes Migräne-Symptom im Vordergrund. Sie erfüllen meist folgende Kriterien
- Du hast einen pochenden, pulsierenden oder bohrenden Schmerzcharakter.
- Die Schmerzen treten in der Regel einseitig auf (nur eine Seite des Kopfes ist betroffen).
- Die Schmerzintensität ist mittelstark bis stark.
- Körperliche Anstrengung wie Treppensteigen führt zu einer Verschlimmerung der Beschwerden.
Typischerweise bauen sich die Kopfschmerzen bei einer Migräne langsam auf. Intensität und Lokalisation des Schmerzes sind von Person zu Person sowie von Attacke zu Attacke unterschiedlich. Bei einigen pocht es beispielsweise im Stirn- oder Schläfenbereich, bei anderen ist ein stechender Schmerz hinter den Augen zu spüren. Dabei muss er während einer Attacke nicht an einer Stelle bleiben, er kann auch auf die andere Seite des Kopfes „wandern“. Außerdem müssen die Schmerzen nicht zwangsläufig nur auf einer Seite auftreten: Bei einem Drittel der Migräne-Patienten erstrecken sie sich über den ganzen Kopf (holokranielle Kopfschmerzen). Die Intensität einzelner Attacken kann stark variieren.1
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Antikörpertherapie
Du leidest regelmäßig unter Migräne-Attacken, die dich außer Gefecht setzen? Dann kommt für dich eventuell eine spezielle Antikörpertherapie infrage. Wie genau sie als gezielte Migräne-Prophylaxe die Therapie unterstützen soll, erfährst du hier!
Verlauf einer Migräne: Vier Phasen im Überblick
Der Migräne-Verlauf ist zwar individuell sehr verschieden, kann jedoch in bis zu vier Phasen eingeteilt werden. Dabei ist eine Migration, also das zunächst langsame Zunehmen und dann das allmähliche Abnehmen der Symptome, exemplarisch für Migräne.2
Den Verlauf einer Migräne mit den typischen Stadien findest du in der folgenden Abbildung dargestellt. Beachte jedoch: Die Phasen einer Migräne dauern unterschiedlich lang, können nicht immer klar abgegrenzt werden und nicht alle Menschen mit Migräne durchlaufen alle Stadien. So stellt beispielsweise die Kopfschmerzphase für viele Betroffene die erste Phase dar. Die Symptome der Migräne in der Frühphase gehören daher auch nicht zu den Diagnose-Kriterien.3 Unter dem Schaubild werden zudem die vier Phasen eines Migräne-Verlaufs einzeln beschrieben.
1. Frühphase (Prodromalphase)
Einige Migräne-Patienten leiden bereits 4 bis 48 Stunden vor der eigentlichen Schmerzphase an unspezifischen Symptomen. Eine solche Frühphase kündigt eine bevorstehende Migräne-Attacke an. Betroffene berichten über folgende Anzeichen, die einer Migräne vorausgehen können:
- Energiephase: Es kommt zu einem Hochgefühl, das zum Beispiel mit Kreativität, Schwung und einer Rastlosigkeit einhergeht.
- depressive Verstimmungen: Die Personen fühlen sich müde, depressiv und energielos, viele sind reizbar.
- vegetative Auffälligkeiten: Darunter fallen vermehrtes Gähnen, Schwitzen, Frieren oder Heißhungerattacken.
Circa 30 Prozent der Migräne-Attacken beginnen mit solchen Ankündigungssymptomen.4 Kinder entwickeln am ehesten körperliche Beschwerden, während sich bei älteren Menschen vorrangig psychische Anzeichen zeigen.5
Interessant:
Als bekannter Vorbote einer Migräne gilt der übermäßige Appetit auf hochkalorische Speisen wie Süßigkeiten oder Kuchen. Jedoch spüren das nur circa drei Prozent der Menschen mit Migräne.5
2. Auraphase
Bei ungefähr zehn Prozent der Betroffenen tritt eine Migräne mit Aura auf – dabei handelt es sich um neurologische Störungen, die unterschiedlich ausfallen können.5 Viele Patienten sehen beispielsweise:
- Lichtblitze
- Zickzack-Linien
- Doppelbilder
- schwarze Flecken bis hin zur vorübergehenden Erblindung
Weiterhin können sensomotorische Beschwerden wie Kribbeln oder Taubheit an Händen, Beinen oder im Gesicht, Schwäche oder Schwindel auftreten. Manch einer leidet darüber hinaus unter Sprachstörungen.
Aurasymptome erscheinen im Migräne-Verlauf meist vor der Schmerzphase, sie halten in der Regel 15 bis 60 Minuten an.6
3. Kopfschmerzphase
Im Migräne-Verlauf ist die akute Kopfschmerzphase geprägt von starken Schmerzen. Dazu treten begleitende Symptome auf. Etwa 80 Prozent der Patienten entwickeln eine Übelkeit, bei 40 bis 50 Prozent kommt es zu Erbrechen.1 Die Schmerzphase kann sich vier Stunden bis zu einem Tag hinziehen. Nur selten dauert sie länger an – ab 72 Stunden sprechen Mediziner von einem Status migränosus.7
Folgende Migräne-Symptome können sich außerdem zeigen:1
- Überempfindlichkeit gegenüber Licht (60 Prozent)
- Überempfindlichkeit gegenüber Lärm (50 Prozent)
- Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Gerüchen (10 Prozent)
- Appetitlosigkeit (fast immer)
Dazu leiden manche Betroffene an Schwindel oder einer starken Abneigung gegenüber bestimmten Speisen. Aber auch Rötungen der Augen, eine trockene oder brennende Nase sowie eine erhöhte Sensibilität bei Berührungen sind mögliche Begleitsymptome.8
Die körperliche Beeinträchtigung und Müdigkeit während einer Migräne-Attacke wirken sich zudem oft negativ auf den psychischen Zustand aus, da es Betroffenen unmöglich ist, am normalen Alltag teilzunehmen. Die damit einhergehenden Einschränkungen im Privatleben und Beruf können daher auch depressive Verstimmungen auslösen.
Wichtig: Für den Betroffenen sind Begleitsymptome der Migräne wie Übelkeit oder gar Erbrechen nicht nur äußerst unangenehm. Es besteht auch die Gefahr, dass Medikamente den Magen zu schnell wieder verlassen und der Wirkstoff nicht aufgenommen werden kann.
4. Rückbildungsphase (Postdromalphase)
Die Rückbildungsphase setzt sich aus der Auflösungs- und Erholungsphase zusammen. Die Symptome klingen langsam wieder ab. Doch auch danach sind fast alle Patienten nicht gleich wieder voll leistungsfähig, sondern leiden an Migräne-Nachwehen. Ein starkes Erschöpfungsgefühl, Abgeschlagenheit und Müdigkeit sowie eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit können noch bis zu zwei Tage nach dem Höhepunkt der Attacke zu Beeinträchtigungen führen. Deshalb sind in dieser sogenannten Postdromalphase viel Schlaf und Erholung wichtig, damit Patienten schnell wieder neue Kraft schöpfen.9
Der richtige Umgang mit den Migräne-Symptomen
Weil Menschen mit Migräne grelles Licht und laute Geräusche als störend empfinden, benötigen sie während der Attacke vor allem eines: Ruhe. Deshalb sollten sich Betroffene – wenn möglich – in einen abgedunkelten Raum zurückziehen und so früh wie möglich Schmerztabletten einnehmen. Denn auch wenn Migräne bisher nicht heilbar ist, gibt es eine Vielzahl an Medikamenten, die die Beschwerden lindern kann.
Wichtig: Kopfschmerzen sind zwar ein dominierendes Symptom von Migräne, sie müssen aber nicht zwangsläufig auftreten. Vor allem bei älteren Menschen kann dieses klassische Migräne-Anzeichen ausbleiben und nur noch die Aura erkennbar sein.3
Alle relevanten Migränesymptome, wann sie auftreten und weitere wichtige Fakten können in einem Migränetagebuch dokumentiert werden.
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Migräne: Die Behandlung
Bei der Behandlung unterscheiden Experten zwischen der Akuttherapie und der Migräneprophylaxe.
Quellen
1 Diener H.-C., Förderreuther S, Kropp P. et al., Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-Leitlinie, 2022, DGN und DMKG, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Abgerufen unter: http://www.dgn.org/leitlinien (letzter Aufruf am 04.11.2024).
2 Göbel H (2012).: Migräne. Diagnostik – Therapie – Prävention. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag. S. 34.
3 Totzeck, A. & Diener, H.C. (2016): Migräne. In: Gaul, C. & Diener H.C. (Hrsg.): Kopfschmerzen. Stuttgart: Georg Thieme Verlag. S. 58-89.
4 Göbel H (2012).: Migräne. Diagnostik – Therapie – Prävention. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag. S. 35.
5 ebd. S. 37.
6 IHS Classification ICHD-3: Migräne mit Aura. Abgerufen unter: https://ichd-3.org/de/1-migrane/1-2-migraene-mit-aura (letzter Aufruf am 04.11.2024).
7 Göbel H (2012).: Migräne. Diagnostik – Therapie – Prävention. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag. S. 57.
8 Göbel H (2012).: Migräne. Diagnostik – Therapie – Prävention. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag. S. 57-60
9 Totzeck, A., Diener, H.C. (2016): Migräne. In: Gaul, C. & Diener H.C. (Hrsg.): Kopfschmerzen. Stuttgart: Georg Thieme Verlag. S. 61.