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Der Einfluss des Wetters auf Migräne: Kann Biowetter Attacken auslösen?

Für viele Migränepatienten ist klar: Das Wetter löst ihre Migräne aus. Demnach können beispielsweise abrupte Wetterwechsel das „Gewitter im Kopf“ verursachen. Aber besteht tatsächlich ein Zusammenhang zwischen dem sogenannten Biowetter und einer Migräne? Oder handelt es sich lediglich um ein subjektives Empfinden?

Direkt zum Thema: 

Die Sonne scheint – viele Menschen mit Migräne machen das Biowetter für ihre Migräneattacken verantwortlich.
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Kopfschmerzwetter – das berichten Betroffene

Bei einer Studie wurden über 1000 Patienten mit Migräne nach ihren individuellen Ursachen der speziellen Kopfschmerzen befragt. Knapp 53 Prozent gaben an, dass Umschwünge des Wetters ihre Migräne auslösen (Triggerfaktoren)1. Nach Stress, Hormonschwankungen und fehlenden Mahlzeiten liegt das Wetter dadurch auf dem vierten Platz der am häufigsten beobachteten, subjektiven Trigger.1 In Süddeutschland berichten Betroffene beispielsweise, dass sie die Auswirkungen des Föhns „spüren“, eines trockenen Fallwinds, der an der Nordseite der Alpen entsteht und abrupte Wetterveränderungen verursacht. Aber welche Verbindung besteht zwischen Wetter und Migräne?

 

Können Temperaturanstieg und Luftdruckabfall Migräneattacken hervorrufen?

Eine Reihe von Studien deutet auf einen Zusammenhang zwischen dem Wetter und der Migräne hin. Sie fokussieren sich jedoch auf unterschiedliche Wetterfaktoren und lassen daher keine einheitlichen Rückschlüsse zu. Auslösende Bedingungen, die in einigen Studien nachgewiesen wurden, sind unter anderem:

  • Luftdruckänderungen ( Wechsel von Tief- auf Hochdruckwetter)2,3
  • Anstieg der Durchschnittstemperatur um 5 Grad Celsius (innerhalb eines Tages)4 
  • Föhnwetterlagen5

Allgemein lassen die Erkenntnisse vermuten, dass in erster Linie die Veränderungen von meteorologischen Parametern (zum Beispiel Luftdruck) eine Rolle spielen könnten. Andere Untersuchungen wiederum zeigen keinen Einfluss des Wetters auf eine Migräne.

 

Es gibt auch Zweifel am Einfluss des Wetters auf die Migräne

Gegen einen Zusammenhang zwischen dem Wetter und der Migräne spricht, dass sich in verschiedenen Klimazonen sowohl der Anteil von Betroffenen als auch die Häufigkeit der Schmerzattacken nicht signifikant unterscheiden. Zudem konnten Studien, die die Aufzeichnungen von Patienten in Migränekalendern mit den Daten aus Wetterstationen verglichen, keinen Zusammenhang entdecken.6

Experten vermuten, dass Betroffene mit der Erwartung „bei Gewitter bekomme ich Migräne“ eher dazu tendieren, das Wetter aufmerksamer zu beobachten; sich unter Umständen also selbst so stark beeinflussen, dass es tatsächlich zu einer Attacke kommt. Und auch Ergebnisse des Migräne-Radars, einer Forschungsinitiative der Hochschule Hof, zeigen, dass eine Wetterveränderung lediglich bei etwa vier Prozent der Patienten Migräneanfälle begünstigen kann.7

Bei Migräne spielen also oft mehrere auslösende Faktoren zusammen. So haben beispielsweise viele Menschen bei schönem Wetter bessere Stimmung und sind dadurch weniger gestresst. Schlechte Witterung kann hingegen auf die Laune drücken und das Risiko einer Migräne erhöhen. Da es oft subjektiv wahrgenommen wird, steht das Wetter als möglicher Einfluss auf der Liste der Migräne-Trigger.

Biowetter und Migräne – worin liegt die Verbindung?

Bevor es zu der Erklärung des Zusammenhangs dieser Form des Wetters und Migräne kommt, gilt es die Frage „Was ist Biowetter?“ aufzulösen. Der Deutsche Wetterdienst fast unter dem Begriff das Wetter zusammen, welches das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und Gesundheit des Menschen auf unterschiedliche Wege beeinflusst.8 Befindlichkeitsstörungen, aber auch Änderungen von Krankheitsbildern wie kardiovaskulärer-Probleme, sind oft auf Wettereinflüsse zurückzuführen. Bestätigt wird das durch biometeorologische Studien.9

Der Körper passt sich an 

Damit die Organfunktionen optimal laufen, muss der Organismus auf Änderungen der Temperatur und des Wetters reagieren – zum Beispiel, um die Körperwärme bei 37 Grad Celsius zu halten. Darum kümmert sich das sogenannte vegetative Nervensystem, der Mensch selbst kann den Vorgang nicht bewusst steuern. Manche Personen nehmen diese Anpassungsvorgänge jedoch mehr wahr als andere.10

Menschen, die derartige Veränderungen bemerken, werden als wetterfühlig bezeichnet. Es gibt verschiedene Indikationen, bei denen sie eine Auswirkung durch das Wetter bemerken, dazu zählen:

  • Herz -Kreislauf-Erkrankungen
  • rheumatische Erkrankungen
  • Atemwegserkrankungen
  • allgemeine Befindlichkeitsstörung

Um Betroffenen den Alltag leichter zu gestalten, gibt es bestimmte Vorhersagen vom Wetterdienst. Wie funktionieren Migräne-Wetterkarten?

Migräne-Wetterkarten

Ein Anhaltspunkt, wann das Wetter Migräne und andere Stresssituationen für den menschlichen Organismus mit sich bringen kann, sind Biowetter-Karten beziehungsweise Migräne-Wetterkarten. Sie zeigen zum Beispiel, wann sich die nächste Migräne, ausgelöst durch das Wetter, bemerkbar machen könnte. Ziehen Gewitter auf, kann die Schwüle unter anderem ein Risikofaktor für Kopfschmerzwetter sein. Aber auch hohe Temperaturen, die mitunter zu Schlafmangel führen, sind mögliche Ursachen für Migräne. Die Wettervorhersagen stellen zwar nur einen Hinweis für Biowetter als Auslöser der speziellen Kopfschmerzen dar, helfen aber manchen Patienten, sich darauf vorzubereiten. Wo du die Informationen findest?

Blitz am Himmel – das Biowetter kann Migräne-Attacken beeinflussen.
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Migräne-Radar

Der Migräne-Radar (kurz „Mira“) ist ein Projekt der Hochschule Hof, der Migräne- und Kopfschmerz-Klinik Königstein und der Universitätsmedizin Rostock. Er hat das Ziel, die Auslöser von Migräne genauer zu erforschen. Wetter, Stress, hormonelle Schwankungen – als Teil des Forschungsprojekts tragen Betroffene dazu bei, Erkenntnisse in dieser Richtung voranzubringen.

Wie kannst du als Migräne-Patient helfen? Ganz einfach: Du musst dich dafür über eine Web-Anwendung oder über Smartphone-Apps anmelden und danach jede Attacke im Programm vermerken. Die Vielzahl an Auswertungen unterstützen die Forscher, Genaueres über die Auslöser von Migräne wie das Wetter zu erfahren und so zukünftig möglicherweise geeignete Therapieansätze zu entwickeln

Tipps für wetterfühlige Menschen mit Migräne

Wir können nicht ändern, dass das Wetter unsere Migräne beeinflusst, doch es ist möglich, Vorkehrungen zu treffen. Informier dich beispielsweise über die Behandlungsmöglichkeiten bei Migräne und notier außerdem in deinem Migränetagebuch, bei welcher Art von Wetter sich deine Migräne besonders stark bemerkbar macht. Dann kannst du einige Maßnahmen in Betracht ziehen:

  • Wenn dir beispielsweise hohe Temperaturen zu schaffen machen, solltest du Urlaub lieber in Regionen mit weniger heißem Klima verbringen.
  • Zudem gilt es, insbesondere im Sommer, stets genügend zu trinken.
  • Sorg bei starken Temperaturunterschieden innerhalb und außerhalb von Gebäuden durch regelmäßiges Lüften für moderaten Temperaturausgleich.
  • Mit Wechselduschen und Kneipp-Gängen kannst du dich zudem abhärten – und den Kreislauf stärken.
  • Schlafen ist die beste Medizin: Starte bei Schmuddelwetter am besten ausgeruht in den Tag, dann lässt es sich oft auch bei Migräne leichter mit widrigen Wettereinflüssen umgehen.

Damit dich eine Migräne bei einem Umschwung des Wetters nicht unvorbereitet trifft, ist es möglich, bereits im Vorfeld Maßnahmen zu ergreifen und beispielsweise Schmerzmittel griffbereit zu haben – damit das „Gewitter im Kopf“ möglichst schonend an dir vorbeizieht.

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Quellen

1Kelman, L. (2007): The triggers or precipitants of the acute migraine attack. Cephalalgia, 27(5), 394-402.
2Varin, C. & C. Czado (2010): A mixed autoregressive probit model for ordinal longitudinal data. Biostatistics, 11, S. 127-38.
3Kimoto, K. et al.: (2011) Influence of barometric pressure in patients with migraine headache. Intern Med, 50, 1923-8.
4Kenneth, M. et al. (2009): Weather and air pollution as triggers of severe headaches. In: Neurology. Ausg. 72, Nr. 10. S. 922-927. Abgerufen unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2677474/ (Stand: 05.03.2024).
5Walach, H., A. Schweickhardt & K. Bucher (2002): Does weather modify headaches? An empirical evaluation of bioweather categorization. In: Schmerz, Nr. 16, S.1-8.
6Zebenholzer, K. et al. (2010): Migraine and weather: A prospective diary-based analysis. In: Cephalalgia. Ausg. 31, Nr. 4, S. 391-400.
7Vogel, T. (2017): Hochschule Hof Migräne Radar: Neue Projektergebnisse liegen vor. Abgerufen unter: https://idw-online.de/de/news?print=1&id=682658 (Stand: 05.03.2024).
8Deutscher Wetterdienst: Bio-Wetter. Abgerufen unter: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/ku_beratung/gesundheit/biowetter/biowetter_node.html (Stand: 05.03.2024). 
9Bucher, K. (1993): Berichte des Deutschen Wetterdienstes 183 - Ein Verfahren zur objektiven Klassifikation des Wetters unter biosynoptischen Gesichtspunkten. Abgerufen unter: https://www.dwd.de/DE/leistungen/pbfb_verlag_berichte/pdf_einzelbaende/183_pdf.pdf?__blob=publicationFile&v=3 (Stand: 05.03.2024).
10Deutscher Wetterdienst: Allgemeines zur Wetterfühligkeit. Abgerufen unter: https://www.dwd.de/DE/leistungen/gefahrenindizesbiowetter/allgemeines.pdf?__blob=publicationFile&v=4 (Stand: 05.03.2024).