Migränetagebuch – die Bedeutung eines Migränekalenders für Patienten
„Hatte ich fünf oder sieben Migräneattacken im letzten Monat?“, „Was habe ich vorher getan; gibt es etwas, das die Migräne ausgelöst haben könnte?“, „Wie lange haben die Attacken angedauert?“ und „Bei wie vielen der Migräneattacken habe ich nun eigentlich Schmerzmittel eingenommen und in welcher Dosierung?“ – Antworten auf solch spezielle Fragestellungen zum Verlauf der Migräne lassen sich Tage oder Wochen danach nur noch sehr schwer wieder exakt ins Gedächtnis rufen. Hier kann ein Migränekalender als Gedächtnisstütze dienen. In diesem Migränetagebuch können die relevanten Migränesymptome und weitere wichtige Fakten dokumentiert werden.
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Mit dem Migränekalender bereits vor dem Arztgespräch beginnen
Damit Diagnose und Schmerzbehandlung nicht vage bleiben, kann der Arzt seinen Patienten vor dem Termin bitten, ein Migränetagebuch zu führen. Dabei ist es wichtig, dem Betroffenen eine ausführliche und verständliche Handlungsanweisung mit auf den Weg zu geben, denn: Das Schmerztagebuch sollte zwar ausführlich und lückenlos geführt, aber nicht mit Informationen überfrachtet werden. Das ist wichtig, um durch das Führen eines Migränetagebuchs nicht unbeabsichtigt die Selbstbeobachtungstendenz des Patienten beunruhigend zu verstärken. Die Patienten sollen sich nicht in ihre Krankheit hineinsteigern und nur noch voller Angst auf die nächste Migräneattacke warten.
Migränetagebuch: Das steht drin
Welche Informationen werden nun eigentlich in einem Migränekalender festgehalten? Je nach Anbieter des Migränetagebuchs können Umfang und Fragen variieren. In der Regel werden aber folgende Faktoren abgefragt:
- Häufigkeit und Dauer der Kopfschmerzen
- Auslöser für den Schmerz, zum Beispiel Stress, Erholungsphase, Menstruation
- Schmerzstärke (leicht, mittel, stark)
- Begleitsymptome, zum Beispiel Flimmersehen oder Sprachstörungen
- Auftreten, Dauer und Art der Aurasymptome
- Art des Schmerzes, zum Beispiel pulsierend, stechend, dumpf
- Schmerzverstärkung bei körperlicher Aktivität ja/nein
- Häufigkeit und Menge sowie Wirksamkeit der eingenommenen Medikamente
- Fehlzeit in Stunden (Ausfall durch Migräne am Arbeitsplatz, im Familienleben)
Die im Migränetagebuch zusammengetragenen Informationen geben einen guten Überblick über Symptome, Behandlung und Auswirkungen deiner Migräne – gewinnbringend für dich und den Arzt.
Warum ein Migränetagebuch?
Argumente für den Migränekalender
Das konsequente Eintragen in ein Migränetagebuch mag zwar am Anfang etwas Überwindung kosten und auch zeitaufwendig sein. Doch die Vorteile, die ein Migränekalender mit sich bringt, sind dem Zeitfaktor-Argument überlegen:
- Verlauf der Erkrankung wird nachvollziehbar dokumentiert
- Triggerfaktoren können ermittelt werden
- Einnahmehäufigkeit von Medikamenten kann überwacht werden, was dazu beiträgt, einem Schmerzmittelübergebrauch vorzubeugen
- Therapieerfolg der Akutmedikation oder Prophylaxe kann mit dem Migränekalender überprüft werden
Eines ist klar: Das Führen eines Migränetagebuchs ersetzt niemals den Termin beim Arzt. Doch es hilft, sich gut aufs Arztgespräch vorzubereiten und bietet eine Entscheidungs- und Handlungsgrundlage für den Arzt, um deine Migräne effektiver und gezielter zu therapieren.
Welches Migränetagebuch oder Kopfschmerztagebuch passt zu mir?
Zum Schluss möchten wir dir noch ein paar Schmerztagebücher verschiedener Kliniken und Gesellschaften sowie einer Firma (App M-Sense) kurz vorstellen, auf Papier oder in elektronischer Form:
- Migränekalender der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V.: bereitgestellt als PDF zum Herunterladen
- Kopfschmerztagebuch für Kinder der Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein: auch dieses PDF kann heruntergeladen und ausgedruckt werden
- Migränekalender (Web-App) der Schmerzklinik Kiel: umfangreiche Dokumentation der Migräneerkrankung, der Verlauf kann dem Arzt auf Wunsch sogar per E-Mail geschickt werden; für Android und iOS geeignet
- Migräne- und Kopfschmerzapp „M-sense“: hilft, Auslöser der Migräneattacken zu finden und unterstützt dabei, ihnen vorzubeugen; die App gibt es für Android und iOS
Es gibt auch Krankenkassen, die Migräne-Apps anbieten, mit denen du Symptome einfach erfassen kannst. Diese bieten neben dem Migränetagebuch häufig auch zusätzlichen Mehrwert, wie zum Beispiel eine Expertensuche inklusive Navigation zu Schmerzspezialisten.
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