Sie scheinen eine veraltete Version der Internet Explorers zu verwenden, die von dieser Webseite nicht unterstützt wird. Bitte nutzen Sie einen Browser wie zum Beispiel Microsoft Edge, Chrome, Firefox oder Safari in einer aktuellen Version.

AdobeStock_183619940_StockPhotoPro

Daith-Piercing bei Migräne: Humbug oder wirksame Unterstützung für Betroffene?

Biofeedback, Muskelentspannung, Akupunktur – diverse Möglichkeiten können dazu beitragen, das wiederholte Auftreten von Migräneattacken einzudämmen. Seit einiger Zeit verbreitet sich zudem eine neue Methode: das sogenannte Daith-Piercing bei Migräne. Was hat es damit auf sich? Und hält das Piercing gegen Migräne wirklich, was es verspricht?

Ein Migräne-Piercing am Ohr soll die Häufigkeit der Schmerzattacken verringern.
AdobeStock_149297414

Daith-Piercing gegen Migräne – was ist das?

Wer unter Migräne leidet, hat im Alltag oftmals mit immensen Einschränkungen zu kämpfen. Neben den starken Schmerzen und eventuell damit einhergehenden Begleiterscheinungen kommen für viele Erkrankte Belastungen wie Arbeitsausfälle und ein reduziertes Sozialleben hinzu. Treten die Attacken auch noch sehr häufig auf oder entwickeln sie sich gar zu chronischen Beschwerden, verwundert es kaum, dass mancher Betroffener dazu bereit ist, neben traditionellen Behandlungsmöglichkeiten ausgefallenere Maßnahmen gegen die Migräne zu ergreifen.

Dazu gehört auch das Daith-Piercing gegen Migräne: An der korrekten Stelle am Ohr angebracht soll es dazu in der Lage sein, die Migränehäufigkeit spürbar zu reduzieren. Das Migräne-Piercing beruht auf dem Prinzip der Akupunktur. Bei der fernöstlichen Therapieform werden Nadeln auf bestimmten Linien platziert, durch die – laut der Theorie – die Energie des Körpers fließt.1 Der Begriff Daith ist von dem hebräischen Wort Da'at (Wissen) abgeleitet.

Im Fall eines Daith-Piercings bei Migräne wird nicht nur vorübergehend eine Nadel gesetzt, sondern dauerhaft ein Ohrstecker angebracht. Der Piercer macht den Akupunkturpunkt gegen Migräne im Ohr ausfindig – er liegt auf der knorpeligen Falte über dem Eingang ins Gehör – und sticht genau dort das Piercing. Je nach Stärke und Lokalisation der Schmerzen können zwei Piercings zum Einsatz kommen, an jedem Ohr eines.

Was das Daith-Piercing gegen Migräne kann

Wer unter häufiger und/oder starker Migräne leidet, kommt unter Umständen schnell in Versuchung, Methoden wie das Migräne-Piercing auszuprobieren – in der Hoffnung, dass endlich die langersehnte Linderung der Beschwerden eintritt. Zudem lassen sich im Internet unzählige positive Erfahrungsberichte nachlesen. Daher erwägen einige Betroffene den Schritt, sich ein Piercing gegen Migräne stechen zu lassen.

Die Meinungen zum Daith-Piercing bei Migräne sind allerdings nicht uneingeschränkt positiv. Von wissenschaftlicher Seite wird es nicht als medizinisches Heilmittel anerkannt. Aktuell gibt es keine Studien, die ihm eine Wirkung nachweisen. Stattdessen scheint vielmehr der Placeboeffekt eine Rolle zu spielen: Vereinfacht ausgedrückt setzt der Erkrankte so hohe Erwartungen in das Piercing, dass er sich unterbewusst stark beeinflusst – und die erwünschte Veränderung tatsächlich wahrnimmt.

Viele Ärzte und Migräne-Experten stehen dem Daith-Piercing äußerst skeptisch gegenüber. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. veröffentlichte sogar ein Statement, in dem sie Migränekranken dringend vom Migräne-Piercing abrät. Es gebe keine wissenschaftlichen Belege seiner Wirksamkeit, zudem seien die gesundheitlichen Risiken nicht außer Acht zu lassen: Die Wundheilung könne sich besonders bei einem Piercing im Bereich des Ohrknorpel verzögern, durch auftretende Entzündungen seien sogar sichtbare Verformungen des Ohrs möglich.2

Fazit: Migräne-Piercing aktuell nicht zu empfehlen

Aufgrund der nicht nachweisbaren Wirkung und der möglichen Gesundheitsrisiken sollten Patienten von einem Daith-Piercing bei Migräne absehen. Stattdessen sollten sie mit ihrem Arzt sprechen und konventionelle Behandlungsmethoden wie Triptane und Schmerzmittel nutzen. Ergänzend können sie sich zu nicht medikamentösen Therapieansätzen wie progressiver Muskelentspannung und Homöopathie beraten lassen.

Das könnte dich auch interessieren

Hausmittel
Adobe Stock, Sonja Birkelbach, 150996237

Hausmittel gegen Migräne

Tabletten – doch was gibt es noch? Diese Hausmittel können die Therapie bei Migräne bereichern.

Akupunktur
Adobe Stock, Andrey Popov , 96321351

Akupunktur bei Migräne

Kleiner Pieks – große Wirkung? Lies nach, ob Akupunktur bei Migräne die Symptome lindert.

Arztgespräch über Migräne-Prohylaxe mit Antikörpern, bspw. mit einer CGRP Migräne-Spritze.
AdobeStock_218394921

Migräne-Spritze

Mit Antikörpern Migräne vorbeugen? Erfahr, wie das geht und für wen sie geeignet sind.

Quellen

1Göbel, Hartmut: Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne, Berlin [u.a.], 82016, S. 330 f.
2Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V.: Die DMKG warnt: Piercing ist nicht zur Therapie der Migräne geeignet! Abgerufen unter: http://www.dmkg.de/therapie-empfehlungen/migraene/die-dmkg-warnt-piercing-ist-nicht-zur-therapie-der-migraene-geeignet.html (Stand: 05.03.2024)